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The Baltics

  • THE BALTICS – Der Anfang

    04:50 Uhr. Aufstehen. Powerriegel, Kaffee und dann heisst es ab zum Flughafen. Auch mit zusätzlichem Aufgabe-Gepäck war es nicht einfach die Spreu vom Weizen zu trennen. Unser Equipment verzeichnete wieder eheblichen Zuwachs und so werden uns auf dieser Reise ein Hand-Gimbal (Zhiyun-Crane), ein Unterwassergehäuse (Meikon) und unsere neue Kompaktkamera, eine Sony A6000 begleiten. Die Abrechnung am Flughafen: 69 Kilogramm Aufgabegepäck und 4 Handgepäckstücke à 8 kg. Wenn das nur keine Probleme gibt, dachten wir uns… Die netten Damen am Lufthansa-Schalter winkten uns dann aber trotzdem durch und wir stiegen erleichtert in die Maschine. Zuerst nach Frankfurt und dann in die lettische Hauptstadt Riga. Philipp Hugentobler (Hugi) trat die Reise leicht angeschlagen an, erholte sich aber zunehmend und hatte nach der Landung in Riga sogar wieder ein wenig Farbe im Gesicht. Das erste Abenteuer begann schon bei der Suche nach dem Parkplatz unseres Autovermieters Europacar. Glücklicherweise fanden wir dann trotzdem noch unseren fahrbaren Untersatz. Der «VW Golf oder ähnlich» war ein etwas mitgenommener Honda Civic. In der Retrospektive können wir die anfänglichen Kratzer, Beulen und anderen Mängel unseres Vehikels aber vollkommen verstehen und nachsehen. Was dieser Honda in den nächsten zwei Wochen noch für Strapazen durchmachen muss werdet ihr später noch zur Genüge mitbekommen. Wir sind froh wenn am Ende dieser Reise noch alle vier Räder am entsprechenden Ort befestigt sind und der Motor und das Getriebe noch nicht die Nase voll von unserem wilden (Hugi!!!!) Fahrstil und den unbefestigten Strassen des baltischen Hinterlands hat. Nun gut, wir haben einen fahrbaren Untersatz, Kameras sind griffbereit und wir können verpflegt aufbrechen. Es geht los!

    Für unseren ersten Halt erreichten wir nach ungefähr einer Fahrstunde das, am Rande des 90’000 Hektaren umfassenden Gauja Nationalparks liegende Dörfchen Sigulda entschieden. Wir sehen ein erstes Mal Störche und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Zu diesem Zeitpunkt völlig unwissend, dass dies bei weitem nicht die einzige Begegnung sein wird…

    Aufgrund irreführender Beschreibungen unseres Marco Polo Reiseführers fanden wir das Tourist Information Center erst nach einer gebrochenen, aber äusserst freundlichen und hilfreichen Wegbeschreibung einer lettischen Glace-Verkäuferin. Ganz in der Manier Schweizer Touristen – mit einer Kamera um den Hals, viel zu sauberen Wanderstiefeln und kurzen Hosen – beschlagnahmten wir eine gefühlte Tonne an Informationsmaterialen. Da wir aber erst gegen den späten Nachmittag in Sigulda eintrafen entschieden wir uns für eine Mountainbike-Tour – aber erst am nächsten Tag… Unsere erste Unterkunft lag am Rande eines kleinen Sees in Rubene. Gleich bei der Ankunft waren wir uns bewusst, dass wir hier die lettische Gastfreundschaft im Vollen erfahren werden. Das kleine Zimmer der Pension war perfekt. Genau so die Bar und die herrliche Terrasse am Ufer des Sees. Doch unser Tag endete noch nicht. Sonnenuntergang ist gegen 21.30 Uhr und das weiche Licht der Untergehenden Sonne ist das perfekte Setting für stimmungsvolle Aufnahmen. Zudem sollen sich in der Nähe des Hotels (ca. 20 Fahrminuten) die «Sietiņiezis Cliffs» befinden. Wunderschöne Sandstein-Klippen am Ufer des Gauja Flusses bei Sonnenuntergang… Herrlich!

    Leider war diese erste Reise für uns nicht erfolgreich. Die schönen Klippen aus dem weichen Stein eigneten sich offenbar auch dazu, dass sich Touristen in dem Stein mit dem Einritzen ihrer Namen verewigen. Für uns unverständlich und für schöne Aufnahmen unbrauchbar. Nach einer kurzen Wanderung entschieden wir uns für einen Abbruch und die Rückkehr zum Hotel. Die erstaunlichsten Momente kommen wie so oft auch unerwartet. Am See unseres Hotels konnten wir eine unglaublich romantische Stimmung beobachten. Zwei Fischer versuchten ihr Glück mit dem Fang eines Abendessens und wir machten erste Bilder in der Abenddämmerung. Nach einer Weile haben die Fischer eingesehen, dass nichts mehr anbeissen wird und fuhren nach Hause und auch wir machten uns auf den Weg zurück zum Mazais Ansis. Ungefähr 150 Meter nach dem ersten Spot fanden wir einen Storch im Halbschlaf, gemütlich ruhend auf einer Tafel. Ein weiteres Motiv! Mit gebührender Vorsicht näherten wir uns dem unbeeindruckten Vogel und konnten ihn von allen Seiten ablichten. Wenigsten noch ein kleiner Erfolg vor Tagesende.

    Nun haben wir uns für all unsere Strapazen und Anstrengungen ein kühles Blondes verdient und wir waren uns einig, dass wir dieses am besten in unserer Unterkunft geniessen werden. Die Gesetze im Baltikum sind nämlich eindeutig: Alkohol am Steuer wird nicht geduldet. 0.00 ‰ ist Pflicht. So kehrten wir in unserer Pension ein, bestellten eine deftige Biersnackplatte und genossen, von unserer Kellnerin Anna servierte lettische Spezialitäten bis spät in die Nacht.