Creative Arts by Philipp&Philipp

The Baltics

  • Daugavpils und das Brotmuseum

    Am nächsten Morgen werden wir durch ein gutes Frühstück überrascht, dazu gibt es einen leckeren frischgepressten Orangensaft.  Es folgt die wichtigste Entscheidung des Tages: Wer muss fahren? Der Münzwurf entscheidet und nachdem Philipp Hugentobler bis anhin sämtliche Münzwürfe dieser Reise verloren hat gewinnt er nun den wichtigsten: Meier muss fahren. Wir fahren nach Daugavpils. Die russisch geprägte Stadt nahe der Weissrussischen Grenze zählt rund 95.000 Einwohner und ist, gelinde gesagt nicht gerade ein Juwel von Stadt.

    Geprägt durch den sowjetischen Plattenbauten Stil der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wirkt Düneburg, wie es zu Deutsch heisst, etwas in die Jahre gekommen. Wir laufen etwas durch die Stadt, durchs Einkaufszentrum (es läuft Berliner Deutschrap) und essen in einem Restaurant etwas kleines. Die Stadt besitzt sogar ein schienengebundenes Nahverkehrssysteme, mit interessant aussehenden Fahrzeugen (TRUS und BRAMs). Wir verlassen die Stadt und fahren ins Mark Rothko Arts Zentrum, welches sich in der alten Stadtfestung etwas ausserhalb befindet.

    Hier ist gerade eine Live Performance im Gange, ein Kunstwerk entsteht auf dem Vorplatz des Museums. Wir treffen die ursprünglich in Kalifornien geborene und nun in Berlin lebende Künstlerin Annkatherin Kraus und ihre holländische Kollegin Marie Jose, welche für den Event am kommenden Freitag eine Ton-Statue modellieren. Diese wird dann unter dem Motto „Spiel mit Ton&Flamme“ angezündet.

    Wir fahren nach Aglona, viel Verkehr und eine Unmenge an Polizeikontrolle, irgendwo in der Nähe scheint ein Volksfest zugange zu sein. Um 5 Uhr sind wir da, fahren dann nochmals fünf Kilometer zurück zu einer Tankstelle, auf der Suche nach einer SIM-Karte werden wir jedoch nicht fündig und essen anstelle einen Hotdog. Im MiniTop-Supermarkt werden wir dann entlich fündig. Dann fahren wir zu unserem eigentlichen Tagesziel, dem Brotmuseum in Aglona. Eine junge Dame, gekleided in der Landesüblichen Tracht, empfängt uns und wir lauschen zusammen mit einer schwedischen Reisegruppe ihren Ausführungen und Erzählungen über das ländliche Leben in früheren Zeiten und dem Hauptnahrungsmittel der Region: Brot. 

    Dazu gibt es leckere lokale Köstlichkeiten: Verschiedene Brotarten, Hüttenkäse, Lardo, leicht radioaktive Pfifferlingsuppe, gesalzene Gurken, Potatoes etc. Der Schwedische Senior Gustav gibt ein russisches Rezept preis: Roggenbrot, gesalzene Essiggurken, Sourcream, Honig und Kanja (Vodka). Ebendieser geht rum und jeder sagt oder singt etwas. Philipp Hugentobler ist ab diesen Pflichten wenig erfreut, ganz im Gegenteil zu Philipp Meier, welcher vor seinem obligaten Schluck das Lied „Sasa Geschmaused“ zum besten gibt.

    Es gibt noch einen Weichteig gefüllt mit Hüttenkäse. Dieser wird gebacken und dann in einem Topf mit Sauce (Butter, Salz und Sourcream) angereichert. Traditionell ist man es mit den Händen, weil man es oft als Kind ass. Ging man in früheren Zeiten zum Nachbar und dieser konnte dir immer Brot offerieren, zeigte dies aufgrund der Art und Verfügbarkeit des Brotes den Grad seines Wohlstandes. Je feiner man das Brot mahlt desto besser verdaulich ist es. Die Dame erklärt uns weiter, dass die Brotherstellung früher ausschliesslich Frauenarbeit war, die Männer kümmerten sich einzig um den Barley-Weizen, da dieser auch zum Brauen von Bier verwendet wurde.

    In Lettland gehörte es immer zum guten Ton, selbst ein Getränk zu erstellen, meist auf Kartoffelbasis.Wir dürfen selbst noch ein wenig mahlen und sie erwähnt, dass es früher verschiedene Rituale für eine gute Ernte gab, beispielsweise nur Samstags oder bei Neumond sähen oder drei Mal nackt um den Acker rennen. Nachdem die nette Dame noch einige traditionelle Lieder gesungen hat, beginnen die Leute zu tanzen. Für uns wird es nun Zeit aufzubrechen und wir verabschieden uns aus der illustren Truppe.

    Wir fahren zurück in Richtung Svente und entscheiden uns, an der Duna noch ein Sonnenuntergangsbild zu machen. Ein Mann beobachtet uns und wir entscheiden uns, die Location zu wechseln. Am zweiten Spot fotografieren wir einen alten Fabrikturm im Besten Licht und haben auf dem Rückweg auch noch das Glück, einen vorbeifahrenden Güterzug zu fotografieren.

    Zurück im Hotel filmen wir noch eine Moderation und fotografieren zu späten Stunde die Milchstrasse, bevor wir uns schlafen legen.

  • Wildpferde im Dviente Naturpark

    Als wir aufstehen sind einige der Hochzeitsgäste noch am Feiern und auch auf der Terasse beim Frühstück ist einigen anzumerken, dass ihre Nacht deutlich strenger war als unsere. Gestärkt verabschieden wir uns von den netten Gastgebern und dem frisch vermählten Ehepaar und brechen auf. An irgendeiner der zahlreichen Abzweigungen fahren wir falsch und landen nicht wie gewollt auf der A6, sondern auf einem Feldweg auf der anderen Seite der Duna. Die „Strasse“ ist in einem miserablen Zustand, Bäume liegen im Weg und die zahlreichen Pfützen und Schlaglöcher setzten unserem ohnehin bereits lädierten Auto noch mehr zu. Trotzdem nutzen wir die Gelegenheit und machen nocheinige Shots mit der DJI Phantom 4 und der GoPro. Danach nehmen wir einen Abzweiger zum Dviente Spaliene Naturpark, welcher 2004 gegründet wurde und die Flussniederungen, welche eine vielfältige Flora und Fauna beheimatet, schützen soll. Wir fahren zum Informationszentrum, wo uns ein netter Guide empfängt, welcher jedoch leider kein Englisch spricht.

    Deshalb bittet er Anna, eine Kultur-Studentin, welche gerade im Naturpark weilt um mit ihrer Folk-Gesangsgruppe Aufnahmen in der stillen Natur zu machen, die Übersetzerin zu spielen. Sie offerieren, uns die schönen Konik Polski Wildpferde zu zeigen, welche seit 2006 im Park leben.

    So laufen wir durch die Wiesenlandschaft und erblicken die Pferde. Der Guide geniesst grosses Vertrauen bei den Pferden und so gelingen uns einige gute Aufnahmen. Die Tiere sind wichtig für die Biospäre, da sie als natürliche „Rasenmäher“ das Gras kurz halten und so zu einer grossen Artenvielfalt beitragen.

    Wir laufen zurück zum Informationszentrum und sehen uns etwas im Shop um. Viele verschiedene Arten von Kräutertee werden verkauft und es gibt auch eine kleine Ausstellung über die Flora und Fauna im Park. Philipp Meier probiert noch ein Getränk, welches aus Biebersekreten hergestellt wird und je nach dem in welchen Mengen man es zu sich nimmt, verschiedene Effekte haben: Nur wenig wirkt es aufputschend und in grösseren Mengen wirkt es potenzsteigernd. Philipp bemerkt ersteinmal vor allem, dass der Mund vom hohen Alkoholgehalt etwas taub wird.

    Wir verabschieden uns und fahren weiter nach Svente, einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Daugapils und checken im Svente Muiza ein. Das Herrenhaus wurde 1912 erbaut und diente während des zweiten Weltkrieges als Militärspital und danach während der Sovjetzeit als Schule. 2005 wurden das Gebäude renoviert und das Hotel wurde eröffnet. Wir richten uns im Zimmer ein und setzten uns auf die schöne Terasse, um Blogeinträge zu schreiben und unser Bild- und Videomaterial zu sichten. Nach dem Abendessen lernen wir noch Ivansk kennen, einen Unternehmer aus Riga, welcher hier einige ruhige Tage mit seiner Familie verbringt. Wir sitzen bis lange in die Nacht mit ihm zusammen und legen uns dann schlafen, denn der nächste Tag wird wieder ein ereignisreicher.

  • Eine echte lettische Hochzeit

    Wir stehen kurz vor Neun Uhr auf und essen das Frühstück, welches uns die Frau des Inhabers auf den Tisch zaubert. Wir sind die Einzigen Gäste und kommen deshalb auch schnell mit Ivans, dem Inhaber, ins Gespräch. Er gibt uns einige Tipps und zeigt uns das Herrenhaus, welches er gerade umbaut. Noch rund 2-3 Millionen wird es kosten und etwa in 2-3 Jahren sollte es dann auch fertig sein. Die Pläne sehen schön aus, inklusive einem grossen Spa-Bereich. Das Hotel sei jedoch nur sein Hobby, hauptberuflich verkauft er Gartengeräte. Gäste kommen eigentlich nur am Wochenende oder ab und zu eine Hochzeit oder ein Firmenanlass. Das Anwesen ist rund 150 Jahre alt und wurde durch den Deutschen Barn von Tronze erbaut.

    Wir unterhalten uns noch ein wenig und fahren dann los, halten im grossen Top-Shop und kaufen ein. Auf schlechten Strassen geht es ins kleine Städtchen Madona. Hier treffen wir im Informationscenter auf eine freundliche deutschsprachige Beraterin. Wir schiessen einige Fotos in der Ausstellung und greifen Tipps ab, was man in der Region so anstellen kann.

    Unter anderem empfiehlt sie uns den Markt und so laufen wir ins Stadtzentrum. Der Markt ist leider eher ein Freiluftladen für Ramschkleidung und so sitzen wir schon bald wieder im Auto und fahren in Richtung Gaising, dem höchsten Berg Lettlands (311 Meter).

    Wir entscheiden uns gegen eine Wanderung und für die Beiz, welche auf dem eher flachen Hügel steht. Wir essen erstaunlicherweise ziemlich gut und fotografieren noch etwas, bevor wir zum See zurückfahren, welcher wir gestern kurz vor Jurmula entdeckten. Er heisst Käla Ezers und wir mieten ein Pedalo, welches wir jedoch nicht benutzen sondern damit die Fotogebühr umgehen.

    Wir schiessen einige Bilder und fahren dann zurück zum Marcienas Muiza.  Wir setzen uns an den See und rauchen Zigarre, dazu Whiskycola und Leffe. Ein guter Start in den Abend. Als unsere Zigarren abgebrannt sind machen wir uns auf den Weg zum Festzelt, wo die Hochzeit bereits im Gange ist. Wir schiessen die ersten Bilder und lauschen den Reden, als plötzlich der Strom ausfällt.

    Draussen gewittert und stürmt es stark und es geht einige Minuten bis es wieder hell wird, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tut. Wir lernen die nette Hochzeitsfotografin Anda Upmale kennen. Nach dem Essen, auf welches wir eingeladen wurden, treffen wir die gute Entscheidung vor dem Zelt zu rauchen.

    Beim Rauchen lernt man die Leute kennen, dies gilt insbesondere für eine Lettische Hochzeit. Innert kürzester Zeit sind wir mit unzähligen Leuten in Gespräche verwickelt und diskutieren über das Baltikum, Gott und die Welt und Eishockey. Vor allem Eishockey. Arturs und sein Bruder rasten beinahe aus vor Begeisterung, als sie herausfinden das Philipp Hugentobler ihr Idol Kaspars Daugavins kennen.

    Mit Arturs und seinem Vater müssen wir uns dann auch noch einige Vodkashots in den Kopf stellen. Der Abend entwickelt sich sehr lustig, jedoch entscheiden wir uns in weiser Voraussicht auf den nächsten Tag, dass wir uns um ca. 12 Uhr verabschieden.

    Nach zahlreichen Verabschiedungsumarmungen und eben so vielen Verabschiedungsvodkashots schaffen wir es endlich aufs Zimmer. Dort die nächste Überraschung. Philipp Meier hat Fenster offen und Licht angelassen, sein Zimmer ist voll mit Insekten, wirklich voll voll! Wir setzten uns in mein Zimmer, trinken noch 1-2 Biere und reinigen dann sein Zimmer, bevor wir uns schlafen legen.

  • Baltisches Hinterland und der Peipus-See

    Nach dem ausgiebigen Frühstück packen wir unsere Sache und fahren los. Wir machen uns auf den Weg zum Peipussee, welcher die Natürliche Grenze zwischen Estland und Russland bildet. Nach einiger Zeit treffen wir in Kollaste ein, wo wir an den Strand fahren. Dieser ist jedoch nicht sonderlich schön und so starten wir etwas ausserhalb des Dorfes unseren Quadrokopter, um die Szenerie von Oben zu betrachten.

    Wir fahren weiter, die Strassen sind in einem katastrophalen Zustand, überall Baustellen und das Navi ist total überfordert. Wir bewegen uns langsam dem See entlang Richtung Süden. Als wir in einem kleinen Dorf halten stürmt eine ältere Frau freudig aus dem Haus und empfängt uns frenetisch. Wir sind etwas verdutzt und folgen ihr in den Garten.

    Hier dann das Rätsels Lösung: Die gute Dame hat uns als Kunden für ihre Kartoffeln im Visier, wohl die Einzigen am heutigen Tage. Wir lachen, schiessen Fotos und kaufen 2 Kilogramm für einen völlig überteuerten Preis, obwohl wir eigentlich nur ein Kilo wollten, sie uns jedoch nicht verstand oder verstehen wollte. Bei einer jüngeren Dame an einem Strassenstand kaufen wir noch Knoblauch ein, nun sind wir für alle Fälle gerüstet.

    Wir schauen uns noch die Old Believers Kirche an und entscheiden uns dann, in Richtung Lettland zu fahren. Auf dem Weg zu unserer nächsten Unterkunft halten wir in einem kleinen Waldstück um zu fotografieren.

    Danach halten wir noch an einem prächtigen Schlösschen um mit unserer Drohne zu fliegen.

    Kurz vor unserem Ziel entdecken wir einen kleinen See, wo wir noch Sonnenuntergangsbilder machen.

    Kurz nach 21 Uhr checken wir ein. Die Dame an der Rezeption spricht leider kein Englisch, der Bräutigam (der morgigen Hochzeit, zu welcher wir auch eingeladen sind) übersetzt jedoch freundlicherweise. Das Hotel hat leider kein Restaurant und der Laden im nächsten Dorf schliesst in 40 Minuten, so rauschen wir nochmals zurück und kaufen uns noch Zutaten für ein Plättli und Lokale Biere. Dann kurz aufs Zimmer, besser gesagt auf die beiden Einzelzimmer, endlich wieder einmal. Nach einer kurzen Ruhephase bauen wir aus unseren Stativen einen kleinen Tisch und setzen uns vor das Haus, Essen und Trinken etwas und geniessen diese laue baltische Nacht.

  • Die Studentenstadt Tartu

    Nach der ersten Nacht im „creepy“ Hotel erholen wir uns bei einem leckeren Frühstück, welches nur für uns alleine zubereitet wurde. Danach fahren wir nach Tartu, wo wir unser äusserst verschmutztes Auto waschen. Danach fahren wir ins Zentrum der Studentenstadt, welche sich trotz Semesterferien äusserst lebhaft präsentiert. Dank den über 12‘000 Studenten wird der südestnische Ort auch oft als „Heidelberg des Nordens“ bezeichnet.  Das Wahrzeichen der Stadt ist, bezeichnenderweise, ein Brunnen mit einer Statue von zwei küssenden Studenten, welchen wir aufsuchen und fotografieren.

    Danach setzen wir uns am Hauptplatz noch etwas hin und schauen dem Treiben auf den Gassen zu: Die Bühne für das LoveTartuFilmFestival wird gerade aufgebaut. Nach einiger Zeit fahren wir in Richtung Norden, wir möchten im Tierpark Elistvere gerne mehr über die lokale Fauna erfahren. Die positiven Kommentare auf den Bewertungsportalen lassen uns in Vorfreude schwelgen, welche sich nach Ankunft jedoch schnell verflüchtigt: Die Tiere werden leider in viel zu kleinen Gehegen gehalten und vergleicht man beispielsweise das Fell der Luchse mit jenen, welche im Bruderholz Winterthur leben, erkennt sogar der Leihe, dass es diesen wunderschönen Tieren hier nicht besonders gut geht, weshalb wir von einen Besuch abraten!

    Etwas betrübt machen wir uns auf den Weg zurück. In der Tasku Centre Shopping Mall in Tartu gönnen wir uns ein leckeres Abendessen im Baby Back Rips Restaurant und danach kaufen wir im Supermarkt noch einige Dinge ein. Wir fahren weiter zu unserer Unterkunft und halten bei Sonnenuntergang noch bei der Windmühle von Sudaste, welche sich im besten Licht fotografieren lässt.

    Nach einem wiederum langen Tag kommen wir gegen 20:00 Uhr in Mooste Manor an. Anscheinend hat sich im kleinen Weiler schon rumgesprochen, dass zurzeit zwei Fotografen in der Herrberge gastieren und so werden wir bei unserer Ankunft von Liina abgefangen. Sie überredet uns, einige Fotos von ihrem Freund Roomet in seiner Werkstatt zu schiessen. Er hat gerade ein Messer für seinen nach Finnland ausgewanderten Freund Peeter fertig geschmiedet und präsentiert uns dieses stolz. Das E600 Messer wurde in mühsamer Handarbeit und ohne Hilfe elektronischer Werkzeuge, ganz spezifisch für Ihn hergestellt.

    Alleine im Teak-Holzgriff stecken sechs Stunden Arbeit. Die Klinge besteht aus 56 Sichten Spezialstahl und wurde mit dem sogenannten Horse stithy und einem kleinen Hammer bearbeitet. Durch ein aufwändiges Finish arbeitete Peeter schliesslich das hypnotisierende Muster in die Klinge. Das Resultat: Ein Meisterwerk. Die vier Freunde – nebst Liina, Roomet und Peeter ist auch der etwas kurlig anmutende Rene in der Werkstatt – feiern die Fertigstellung des Kunstwerks mit Bier, Vodka und Gelächter. Wir kommen schnell ins Gespräch, setzten uns an den runden Tisch vor unserer leeren Herrberge und teilen Speis und Trank. Eigentlich wollten wir am heutigen Abend noch unseren Blog aktualisieren, was jedoch kommen würde war um einiges besser: Viele Interessante Geschichten über das Baltikum, das ländliche Leben jetzt und in vergangenen Zeiten und die Geschichte einer kleinen Truppe, die sich schon seit Kindesjahren kennt. Ein unvergessliches Erlebnis und Highlight dieser Reise. Wir sitzen in einem abgelegenen estnischen Weiler, in welchem wir zu zweit ein Herrenhaus bevölkern und treffen auf die vier Freunde aus dem Nachbarsdorf, welche die Werkstatt des ehemaligen Gutes gemietet haben und hier ab und an einen Abend verbringen; solche Geschichten schreibt wirklich nur das Leben. Geschichten haben sie auch zu genüge auf Lager. Peeter wanderte vor einigen Jahren nach Finnland aus und besucht die Heimat nur noch sporadisch. Sein Urgrossvater war ein Waldbruder, welcher gegen die Besetzung des Balitkums durch die Sowjetischen Truppen kämpfte und im Krieg starb. Seine Urgrossmutter wurde ebenfalls ermordet und so war seine Grossmutter mit nur fünf Jahren komplett auf sich allein gestellt. Liina kaufte ein Haus mit Land und hilft Roomet, dieses zu renovieren. Bis dieses fertiggestellt ist lebt sie in einem Container. Roomet ist so etwas wie der Chef der Truppe. Er hat viele Jobs, zur Zeit baut er beispielsweise ein Haus für seine Mutter. Land gibt es hier übrigens schon für rund 100 Euro, wenn man sich verpflichtet, innerhalb von fünf Jahren ein Haus zu bauen. Auch Rene erzählt einiges aus seinem Leben und spielt noch auf dem Klavier, welches sich im Eingangsbereich befindet. Es ist schon weit nach Mitternacht, als wir uns langsam verabschieden und noch ein kleines selbst geschmiedetes Geschenk überreicht bekommen: Ein Schlüsselanhänger und ein Flaschenöffner, welche einen Ehrenplatz bekommen werden.

  • Traumhafte Flusslandschaft – Soomaa NP

    Nachdem wir das Frühstück zu uns genommen haben checken wir aus und fahren an den Strand von Pärnu. Es ist angenehm warm, jedoch bläst der Wind stark, trotzdem lassen es sich viele Leute nicht nehmen, zu baden.

    Wir fotografieren und filmen und verlassen nun die Küstenregion und fahren ins Landesinnere.

    Unser Ziel ist der Soomaa National Park, was so viel wie Sumpfland bedeutet. Dieser rund 370 Km2 grosse Park ist ein wichtiger Rückzugsort für viele bedrohte Tierarten, insbesondere der Biber fühlt sich in dieser flussreichen Region sehr wohl. Er ist dann auch unser Ziel, wir würden gerne einen Biber fotografieren und möchten deshalb eine Kanutour in der Dämmerung machen. Wir geniessen die Fahrt durch die schöne und ruhige Natur, ein krasser Kontrast zum lauten Pärnu. Wir erreichen das Visitor Center und unterhalten uns mit dem äusserst freundlichen Inhaber Algis Martsoo der Kanuvermietung.

    Gerade neben dem Haus hat sich eine Storchenfamilie eingenistet und wir können noch einige gute Bilder schiessen.

    Dann fährt uns der Inhaber, zusammen mit einer österreichischen Familie zum Startpunkt der 6 Km langen Route. Auch mit ihnen kommen wir schnell ins Gespräch und schiessen Bilder ihres Kanu-Abenteuers.

    Danach setzen wir uns selbst ins Kanu und paddeln los. Auf der schönen Strecke geniessen wir die Natur und sehen einige Enten, jedoch noch keine Biber. Jedoch haben wir dafür ja noch die Abendtour gebucht.

    Zurück in Riisa geben wir unser Kanu zurück und fahren mit dem Auto nach Jöesuu, wo wir in einem Pub etwas kleines Essen.

    Danach geht es zurück ins Visitor Center nach Riisa. Wir machen noch Fotos und Videos und fliegen mit dem Quadrokopter. Wir bereiten das Equipment vor und als sich der Nachmittag langsam dem Ende zuneigt fährt uns Algis zusammen mit unserem Guide Kaspars zum Startpunkt. Wir haben unser 150-600mm zusammen mit dem Videoneigekopf so auf dem Kanu installiert, dass wir den Biber ideal fotografieren können, falls er dann auftaucht.

    Wir gleiten über den Fluss und geniessen die Stimmung. Es ist unglaublich still und das Wasser spiegelt die endlosen Wälder. Wir halten und begutachten einen Baum, welcher von einem Biber bearbeitet wurde und paddeln dann weiter. Als es schon dunkel ist sehen wir Fledermäuse und Biber, jedoch ist es schon zu dunkel und wir schaffen es nicht, gute Fotos zu schiessen. Trotzdem, ein unvergessliches Erlebnis!

    Um 11 Uhr sind wir zurück am Startpunkt und schiessen noch einige Bilder des Mondes. Danach verabschieden wir uns von Kaspars und Philipp Meier lässt es natürlich nicht aus, mit dem Handy versehentlich die Camper zu wecken, obwohl Kaspars ausdrücklich auf sie hingewiesen hatte. Wir fahren los in Richtung Moaste, wo wir um ca. 2 Uhr eintreffen und vor einer Schule auf die Besitzerin warten. Wir checken ins Guesthouse ein und bemerken, dass wir in diesem mysteriösen Haus die einzigen sind, echt scary. Trotzdem sind wir sehr müde und schlafen bald ein.

  • Konzert im Badekurort Pärnu

    Wir geniessen das ausgesprochen leckere Frühstück, unter anderem ein super Rührei mit Frischkäse zubereitet und kommen mit dem Besitzer, Martin Breuer ins Gespräch. Wir packen unsere Sachen und machen draussen noch einige Bilder vom schön angelegten Kräutergarten und dem Herrenhaus. Das Pädeste gehört sicherlich zu den Highlights dieser Reise und so sind wir etwas traurig, als wir um ca. 12 Uhr losfahren. Weitere Abenteuer warten auf uns!

    Nach einer guten halben Stunde erreichen wir die Pferdefarm. Leider hat es heute keine Plätze zum Reiten, jedoch dürfen wir Fotos schiessen.

    Und das machen wir dann auch, die Pferde ergeben ein ideales Motiv.

    Nach einiger Zeit verabschieden wir uns und fahren zur Fähre. Auf der Überfahrt starken wir uns mein dem Fähre typischen Menu und geniessen dazu einen Vitamin Drink. Gegen 15 Uhr kommen wir in Pärnu an. Der Badekurort zerrt noch etwas am vergangenen Glanz, hat seinen Zenit jedoch definitiv schon länger überschritten. Wir checken ein, ein prunkvolles eher älteres Hotel am Stadtrand.

    Wir flanieren etwas durch die Strassen und machen in einem Pub einen Zwischenhalt. Hier gibt’s ein kühles Bier und wir filmen ein wenig. Danach besuchen wir das Infocenter und setzten uns an einem belebten Platz an die Sonne. Wir essen im Fancy Kohvik-Restoran Hea Maa unser Abendessen und laufen dann zurück zu unserem Hotel, wo am Abend im grossen Garten ein Konzert stattfinden wird.

    Die lokale Band Curly Strings lockt in dieser lauen Sommernacht zahlreiche Gäste an und wir lauschen den traditionellen Klängen. Danach ist der Abend natürlich noch nicht vorbei, wir spielen in der Hotelbar noch etwas Billiard und stellen unsere Gläser auf einen 250-Jahre alten Tisch… zum Glück unbemerkt;).

  • Die alte Festung Arensburg

    Wir stehen um Neun Uhr auf und geniessen ein ausgiebiges Frühstück im Wintergarten des alten Herrenhauses. Der Start in den Tag könnte besser nicht sein, ein reichhaltiges Menu mit einem ausgezeichneten Rührei wird genussvoll verschlungen, bevor wir uns auf unserem grossen Bildschirm im FIFA 2010 duellieren.

    Kurz vor Mittag brechen wir auf, dass erste Ziel des Tages sind die Üügu Cliffs im Norden von Muhu. Dieser Küstenabschnitt ist geprägt von Kalksteinklippen, welche in Kombination mit den dramatischen Wolken eine interessante Kulisse abgeben. Wir schiessen einige Fotos und entdecken am Ufer zwei Pferde, welche durchs seichte Wasser waten und geniessen die Ruhe an diesem abgelegenen Ort.

    Wir besteigen unser Auto und machen uns auf den Weg zum Kaali Meteoriten Krater, welche sich auf der Insel Saremaa befindet. Die beiden Inseln sind bequem mit einer Brücke verbunden und nach rund einstündiger Fahrt erreichen wir den Hauptkrater, welcher einen Durchmesser von rund 110 Metern aufweist und von acht Nebenkratern flankiert wird.

    Der Einschlag, welcher von Experten etwa ins Jahr 3500 v. Chr. datiert wird hatte in etwa die Schlagkraft der Hiroshima-Bombe. Auf Bildern, welche wir in der Reisevorbereitung begutachtet hatten, sah man einen schönen See inmitten eines Nadelbaumwaldes. Leider hatte es in den letzten Wochen nur wenig geregnet und der Wasserspiegel war niedrig und der schöne See verkam eher zu einer bräunlichen Brühe. Das unzureichende Licht tat den Rest und wir traten etwas enttäuscht die Weiterreise in Richtung Kuresaare, dem Hauptort der Insel an.

    Die Hauptattraktion von Arensburg, wie die Stadt in Deutsch genannt wird, ist definitiv die mittelalterliche Bischofsburg, welche 1398 erstmalig erwähnt wurde und zu den besterhaltenen Burgen im gesamten Baltikum gehört. Das spätgotische Bauwerk besitzt einen imposanten sternförmig angelegten Burggraben, welcher am besten aus der Luft sichtbar ist. Deshalb setzten wir unseren Quadrokopter in Betrieb und suchen das perfekte Bild aus der Vogelperspektive. Doch leider ist der Himmel bewölkt und es gelingen eher mittelmässige Aufnahmen. Wir landen unser Gefährt und spekulieren darauf, dass sich die Wolkendecke in den nächsten Minuten öffnet und warten… Nach rund einer halben Stunde zeigt sich die Sonne für einige wenige Augenblicke. Wir starten unsere DJI Phantom 4 erneut und schiessen einige ansehnliche Bilder der Burg im besten Licht.

    Danach essen wir im gemütlichen Windmill Restaurant noch einen leckeren Burger und geniessen die lockere Atmosphäre der Stadt.

    Die Sonne senkt sich langsam und wir machen uns auf den Weg in den südwestlichen Zipfel der Insel, welcher den zweitältesten Leuchtturm Estlands beherbergt. Der rund 35 Meter hohe Sörve tuletorn liegt idyllisch auf einer Landzunge und präsentiert sich uns in einer herrlichen Stimmung. Wir fotografieren von Land und aus der Luft und machen uns erst auf den Heimweg, nachdem die Sonne schon längst am Horizont verschwunden ist und der Schein des fast vollen Mondes uns den Weg durch die endlosen Wäldern zeigt.

    Kurz nach 22 Uhr erreichen wir unser Hotel und lassen uns an der Bar noch eine leckere Mitternachtspasta sowie ein lokales Bier gönnen. Wir kommen mit einem finnischen Paar, welches vor langer Zeit nach Texas ausgewandert ist ins Gespräch. Von Mikael bekommen wir dann auch den Tipp, die Tihalu Horsefarm zu besuchen, welcher einem Freund gehört. Wir beschliessen uns am nächsten Tag dort auf den Rücken eines Pferdes zu begeben und lassen den Abend bei angeregten Gesprächen ausklingen.

  • Auf nach Muhu und Saremaa

    Hugi scheint noch immer etwas angeschlagen, weshalb er heute das Frühstück sausen lässt. Meier hingegen lässt es sich frühmorgens bei einer sensationellen Bierplatte gut gehen. Kurz nach 11:00 Uhr bricht das Philipp-Philipp-Team auf und macht sich auf die knapp 209 km lange Reise nach Virtsu in Estland. Gegen Mittag überqueren wir die Grenze zum nördlichen Nachbarstaat, in welchem wir die nächsten Tage auf die Jagd nach guten Fotos und interessanten Geschichten gehen werden. Die Fahrt ist ziemlich unspektakulär, die Strasse zieht sich durch endlose Wälder und wir sind froh, als wir endlich den Hafen von Virtsu vor uns erblicken. Wir manövrieren unseren Honda Civic auf die etwas in die Jahre gekommene Fähre und geniessen die knapp ½ stündige Überfahrt nach Kuivastu. Es folgen 8 Kilometer bis zu unserem Hotel. Bereits gegen 15:00 Uhr erreichen wir unsere Unterkunft, das malerische Manor Pädeste.

    Die Geschichte des altehrwürdigen Herrenhauses geht zurück bis ins Jahre 1566. Über die letzten Jahre wurde es jedoch liebevoll renoviert und gehört heute sicherlich zu den Geheimtipps Estlands. Zu unserer grossen Freude entdecken wir in unserem Hotelzimmer eine topmoderne Playstation 3 und ein dazugehöriges FIFA 2010-Videospiel. Wir genossen eine erste kleine, uns vertraute Fussballsession und machten uns danach auf, die beiden Inseln Muhu und Saremaa zu erkunden. Vom überaus freundlichen Personal wurde uns eine Aussichtsplattform nahe Kogi empfohlen, welche wir leider nicht ausfindig machen konnten. Wir entscheiden uns spontan, einige Fotos und Videos unseres Fahrzeuges mit der Drohne zu schiessen. Gegen 17.00 Uhr erreichen wir die bekannten Angla Windmills, welche sich bei unserer Ankunft mit einem Regenbogen im Hintergrund als ideales Motiv eigneten.

    Wir fotografieren die Sehenswürdigkeit von allen Seiten und erfrischen uns im dazugehörigen Lokal. Meier degustiert ein lokales Bier und wir beobachten eine Gruppe von Velofahrern, welche die Route Vilnius-Tallinn abstrampeln. Wir kommen mit dem Tourguide ins Gespräch und warten, bis das Unwetter über unseren Köpfen vorbeizieht.

    Nachdem die Sicht wieder klar ist, fahren wir zu den Panga Cliffs. Bei unserer Ankunft sehen wir keine Möglichkeit, die Klippen abzulichten, da wir direkt auf den Klippen stehen und keinen Weg nach unten erspähen können. Deshalb starten wir unsere DJI Phantom 4 um die Gegend zu erkunden. Wir finden eine Abstiegsmöglichkeit und begeben uns zu einem vielversprechenden Spot. Der Himmel ist stark bewölkt, Ernüchterung macht sich breit, heute wird es nichts mit dem Sonnenuntergang! Trotzdem warten wir noch einige Minuten und siehe da, der Himmel öffnet sich. Uns eröffnet sich eine atemberaubende Szenerie.

    Die Wolken ziehen auf und erstrahlen in einem rosaroten Farbton, welchen wir auf unseren Reisen noch selten gesehen haben. Wir fotografieren die untergehende Sonne und machen uns zufrieden auf den Weg nach Hause.

  • Cesis & Gauja National Park

    Nach einem herzhaften Frühstück im Mazais Ansis machten wir uns um 08.30 Uhr (vielleicht auch fünf Minuten später) auf den Weg zu unserer Mountainbike-Tour mit Startpunkt in Sigulda. Aufgrund mangelnder Ausrüstung musste ich (Philipp Meier) noch einen Halt in einem Sportladen machen, um entsprechende Beinbekleidung zu beschaffen. Wir waren uns einig, dass wir auf dem Weg entlang dem Nationalpark keine wirklich grosse Auswahl an Sportcentren und Kleiderausstattern finden werden. So planten wir einen Zwischenstopp in Cēsis, einem historischen Städchen am nördlichen Ausgang des Gauja Nationalparks ein.

    Gleich am Anfang der Stadt sahen wir für diese Gegend ungewöhnlich viele Menschen und immer wieder einmal ein Wegweiser des sogenannten ECO Trails. Nach kurzer Internet-Recherche stellte sich heraus, dass gerade der alljährliche Laufwettbewerb Cēsis ECO Trail stattfindet. In verschiedenen Kategorien können Jung und Alt, Fit und weniger Fit um den ehrvollen Titel des besten Trail Runners in Lettland wetteifern. Das Ziel des Rennens ist die Förderung eines gesunden und aktiven Lebensstils sowie die Bekanntmachung des Langdistanz-Rennens und Nordic Walkings im Gauja Nationalpark. Die Distanzen bewegen sich zwischen legeren 6 Kilometern mit einem Zeitlimit von 1.5 Stunden und einem gewaltigen 19-stündigen und 114 Kilometer umfassenden Trail rund um Cēsis. Wir entschieden uns für die 50 Treppenstufen gleich neben dem Burg-Areal und begrenzten unsere sportliche Aktivität auf das Schiessen von Fotos.

    Wir mussten ja unsere Kräfte noch für das Biken aufsparen! Auch wenn die physische Erschöpfung den Läufern ins Gesicht geschrieben stand, konnten einige Partizipanten immer wieder einmal ein erschöpftes Lächeln für die zwei Schweizer Fotografen entbehren. Nach rund einer Stunde zogen schwere Regenwolken auf und wir mussten neben einem Hotdog-Verkäufer Unterschlupf suchen als es urplötzlich wie aus Eimern begann zu regnen. Wir entschieden uns dann für das trockene Auto und die Weitersuche nach einem Sportgeschäft – Leider vergeblich….

    Weiter ging es in Richtung Sigulda und erfreulicherweise klärten die Wolken auf und die Sonne liess sich immer mehr blicken. In Sigulda angekommen suchten wir den Mountainbike-Vermieter auf und ich fand tatsächlich noch eine Sporthose. Die Übergabe der Velos verlief im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Ich gab dem wortkargen Herrn an der Theke meine ID und wir erhielten im Gegenzug zwei Velos, zwei Helme und zwei Veloschlösser – hervorragend!

    Ab ging es an die Gauja, den 452 Kilometer langen Fluss der sich durch die historische Landschaft Livland und dem nach ihm benannten Gauja Nationalpark windet. Die Beschilderung des Radwegs war für uns am Anfang etwas verwirrend und wir landeten in einer mit Brennnesseln und Dornenbüschen versehrten Sackgasse unweit des Ufers der Gauja. Wir entschlossen uns für eine kurze Fotografie-Pause und stiegen zum Ufer herunter.

    Offenbar ist neben dem Biken auch das Kajak-Fahren eine sehr beliebte Attraktivität im Nationalpark und bei den kontinuierlich steigenden Temperaturen wünschten wir uns, dass wir in einem der zahlreich vorbeifahrenden Kajaks sitzen würden. Nach einem Beinahe-Ausfall der Drohne und dutzenden Fotos entschieden wir uns für die Rückfahrt zum Trail und genossen eine herrliche Fahrt durch die wilden Wälder an der Gauja. Wir trafen Koreaner, Holländer, eine Berner Familie und vier Pfadfindern aus Belgien. Die vier Freunde sassen mit Rucksäcken und Angelroute in einer Brücke über einem Zufluss der Gauja und erlaubten uns von dieser herrlichen Szene einige Bilder zu machen – aber nur, wenn sie die Pullis mit ihrem Pfadfinder-Logo anziehen dürfen.

    Kurz danach fanden wir uns vor einer Weggabelung. Entweder wir machen eine 20 Kilometer lange Umfahrung oder aber wir tragen die Velos einige (so dachten wir) Stufen einer Holztreppe hinauf und können dann den kurzen weg zurück nach Sigulda nehmen. Nach einem halbstündigen Aufstieg mit Kameraequipment und Mountainbike auf den Schultern erreichten wir schweissgebadet den Aussichtspunkt Paradize. Pulsierende Adern in den Oberschenkeln, aber voller Stolz und erfreut über den tollen Spot, legten wir vor unserer Rückfahrt eine kurze Pause ein und machten einige Fotos.

    Die kurze Rückfahrt verlief unspektakulär über die ebenen Strassen Siguldas und einzig der Gegenwind machte uns ein wenig zu schaffen. Nun hatten wir ein isotonisches Getränk verdient und genossen dieses in der allmählich hereinbrechenden Dämmerung auf der Terrasse unserer Pension.

    Nachdem die Sicht wieder klar ist, fahren wir zu den Panga Cliffs. Bei unserer Ankunft sehen wir keine Möglichkeit, die Klippen abzulichten, da wir direkt auf den Klippen stehen und keinen Weg nach unten erspähen können. Deshalb starten wir unsere DJI Phantom 4 um die Gegend zu erkunden. Wir finden eine Abstiegsmöglichkeit und begeben uns zu einem vielversprechenden Spot. Der Himmel ist stark bewölkt, Ernüchterung macht sich breit, heute wird es nichts mit dem Sonnenuntergang! Trotzdem warten wir noch einige Minuten und siehe da, der Himmel öffnet sich. Uns eröffnet sich eine atemberaubende Szenerie.

    Die Wolken ziehen auf und erstrahlen in einem rosaroten Farbton, welchen wir auf unseren Reisen noch selten gesehen haben. Wir fotografieren die untergehende Sonne und machen uns zufrieden auf den Weg nach Hause.